Montag, 15. September 2008

10 Fragen an... Mihu Janus



Genauso interessant wie Medien, Unternehmen und Inseln in Second Life sind natürlich auch die Residents, die sich tagtäglich in der virtuellen Welt tummeln. Schliesslich wäre eine virtuelle Welt ohne Bewohner doch nur halb so interessant. Ich habe mir deshalb gedacht, dass ich euch einige von ihnen in einer losen Reihe vorstellen werde, damit ihr mal einen kleinen Einblick bekommt, mit wem man es in Second Life so zu tun hat. Los geht es mit 10 Fragen an Mihu Janus, virtueller Talkmaster und Journalist:

Mihu, seit wann bist du Second Life-Resident?
Uiih, das ist schon eine Weile her, moment, ich schau mal in meinem Profil nach. Da steht 9. März 2007. Demnach bin ich nun stolze 1 ½ Jahre alt. Manchmal fühle ich mich ein bisschen älter. Ich weiss aber, dass es Avatare gibt, die schon wesentlich länger dabei sind.

Wie würdest du jemanden, der noch nie etwas von Second Life gehört hat, mit einem Satz dazu bringen, sich anzumelden?
Es kommt darauf an, was für Präferenzen man hat. Ich denke so eine allgemeingültige Formulierung gibt es nicht. Für mich wäre folgendes als Argumentation denkbar, immer unter der Voraussetzung, die Person hat von Second Life nichts gehört. Ich würde herausfinden, ob diese Person vielleicht Präferenzen in der Musik oder eine Affinität zu Comics hat, oder aber ob sie oder er Business betreiben möchte. Bei ersteren würde ich darauf hinweisen, dass die Möglichkeiten beinahe unbegrenzt sind, zu jedem Zeitpunkt ein gutes Livekonzert zu hören. Sei es eine Jazzsängerin aus Australien oder Cyberpiper, der Barde mit seinen wunderbaren Liedern. Dem Comicfan würde ich gerne erzählen, dass er sich in seine Wunschfigur verwandeln und zum Beispiel Gotham City besuchen kann. Den Businessinteressierten würde ich erzählen, dass es wie eine Art 3D-Xing ist und dass es spezielle Regeln in Second Life gibt. Du siehst ein einziger Satz reicht nicht aus, zu vielfältig ist diese Welt.

Wie hat es dich selber in die virtuelle Welt verschlagen?
Ich bekam eine Pressemitteilung über den ersten virtuellen PET-Sammelcontainer auf der nicht mehr existierenden "Heute"-Insel. So wurde ich darauf aufmerksam (hier gibt's mehr Infos dazu). Weiter dachte ich mir, wenn reale Zeitungen reale Nachrichten in eine virtuelle Welt hineintragen, wieso soll ich es nicht umgekehrt machen. Virtuelle Nachrichten in die reale Welt bringen. Schliesslich ist diese Welt heute ein Bestandteil des digitalen Lifestyles.

Was gefällt dir besonders an Second Life?
Mir gefällt die Ortsunabhängigkeit. Das unkomplizierte kennenlernen von interessanten Menschen. Natürlich kann ich dies auch im realen Leben, jedoch bedingt dies eine gewisse Ortsgebundenheit. In Second Life ist alles dichter. Und um der nächsten Frage vorzubeugen: „Ja ich habe auch reale Freunde“.

Du bist inworld und auch ausserhalb von Second Life als Moderator des „Swiss Talk“ berühmt (berüchtigt:) geworden. Wie bist du auf die Idee des Swiss Talk gekommen?
Also die Idee stammt von JFR Beaumont, welchen ich im realen Leben getroffen habe. Bei einem Mittagessen fragte er mich, ob ich mir vorstellen könne, einen solchen Talk mit ihm zusammen ins Leben zu rufen. JFR ist ein Internet Radio Pionier und mit Mady Schuhmann zusammen bilden sie das DBC Team. Sie übertragen und verbreiten den Talk im Studio, via virtuellen Fernseher in Second Life und streamen diesen SwissTalk sogar auf ihrer Homepage ins reale Leben. Somit stehen DBC für die Übertragung und als Ratgeber mir zur Seite. v-worlds (Cypher Black und Neptun Everett) und 2life.ch stellen das Studio und sind als Ratgeber ebenfalls wichtig. Das ist wirklich gutes Teamwork. Und ich bekomme gute und wertvolle Rückmeldungen. Weiter kann ich mich auf die Gäste und den Inhalt konzentrieren. Was dennoch in genügend Arbeit ausartet.

Nach welchen Kriterien suchst du dir denn die Gesprächsthemen aus?
Hmmm.. Ich denke, dass die Aktualität eine wichtige Rolle spielt. Wo immer grundlegende Fragen im Raum stehen, Second Life wie Real Life versuche ich diese aufzugreifen und einzubringen. Leider gelingt dies nicht immer, wie es sich in einen der letzten Sendungen gezeigt hatte. Da sagte mir die wichtigste Person 45 Minuten vor dem Sendebeginn ab. Die ganze Vorbereitung war hinüber und die Sendung hätte eventuell eine heikle Schwerpunktverlagerung bekommen. Deshalb haben alle Beteiligten miteinander diskutiert und die Sendung abgesagt. Trotz des Grundsatzes, dass wir heikle Themen nicht auslassen wollen. Der Grund liegt in der Vorbereitung. Ohne seriöse Gespräche und Abklärungen geht es nicht.

Welche Ziele verfolgst du mit dieser Diskussionsrunde?
Grundsätzlich soll ein regelmässiger Event stattfinden, welcher die Leute interessiert und auch auf die Schweizer SIM bringen soll. Dies ist uns bis jetzt gut gelungen. Die Zahlen sprechen für sich, denn insgesamt haben durchschnittlich rund 1000 Personen den SwissTalk verfolgt. Diese Zahl setzt sich zusammen aus den Zuschauern im Studio, den virtuellen Fernsehern und dem Internetpublikum. Zweitens möchte ich die Leute zu verschiedenen Themen auch sensibilisieren. Aufzeigen was in dieser Welt so abgeht, welche Chancen und Risiken sich dahinter verstecken. Denn Second Life ist kein Spiel, sondern eine neuartige Kommunikationsplattform und eine virtuelle Begegnungsplattform.

Hast du diese Ziele erreicht?
Diese Frage lässt sich mit Ja und Nein beantworten. Ja, wir konnten die Leute mobilisieren. Ja, die Themen waren spannend, ebenso die Gespräche. Ein Nein deshalb, weil noch beachtliches Potenzial in den Diskussionsrunden steckt. Und Nein, weil sich alles immer weiterentwickelt. Ganz im Sinne von Second Life: „Ein Ziel erreichen und bereits das nächste Ziel anstreben." Second Life ist eine Welt, die nie still steht, da gilt es die Balance zu finden nicht in eine „Atemlosigkeit“ zu kommen, aber auch die Trends nicht zu verpassen. Darum haben wir nach einer Pause, welche vom realen Leben diktiert wurde, die Sendungen ein bisschen umgestaltet. Der SwissTalk bleibt in der Form wie er ist. Jedoch wird ein Bedürfnis aufgenommen, vertiefter auf ein Thema eingehen zu können. Wir planen sogenannte Dreier-Serien. Das heisst, es gibt für eine Dreier-Staffel ein Hauptthema, welches dann in Unterthemen aufgeteilt wird. So erhalten wir die Chance, die an einem Abend nicht abschliessend diskutierten Themen nochmals aufzugreifen und weiter zu vertiefen. Der SwissTalk wird sich in Zukunft Sachthemen annehmen, welche von Betroffenen und Sachverständigen diskutiert werden. Als neues Gefäss wird es eine Art vis- à-vis-Gespräche geben. Da werden ähnlich wie bei der Sendung von Aeschbacher, interessante Personen des Second Life Alltages vorgestellt.

Wie engagierst du dich sonst noch für oder in Second Life?
Grundsätzlich ist mir der Community-Gedanke sehr wichtig. Mir liegt persönlich sehr viel daran, dass die Schweizerinnen und Schweizer sich hier auch treffen können und ihre Ideen und Fantasien umsetzen. Dazu rede ich mit vielen Personen, tausche Erfahrungen aus und stelle, wie für einen Journalisten üblich, viel Fragen. Alles andere wird die Zukunft bringen.

Wie siehst du die Zukunft virtueller Welten?
Unser Leben wird zusehends digitaler. Auch die ganzen Informationsbeschaffungen, die Kommunikationswege unterliegen diesem Trend. Deshalb gibt es in Zürich ein Tweakfest. Ein Schmelztiegel zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur. Dieser Event befasst sich mit dem digitalen Leben. Meine Homepage versucht diese Themen zu verbinden, als Plattform nicht nur für News, sondern auch für fundierte Testberichte von Zubehör des digitalen Lifestyles, versucht aber gleichzeitig auch Brücken zu schlagen zwischen realem und virtuellem Leben. Ich sehe grosses Potenzial in diesen virtuellen Welten, wir müssen nur noch lernen, damit umzugehen.

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